Karstens Wetterwelten

Die Bildung von Mäandern



siehe auch: Wikipedia

Auf dieser Seite möchte ich kurz die Entstehung von Mäandern ("Flussschlingen") erklären. Als Beispielgewässer bot sich die Kirnitzsch an, die in einem flachen Talbereich unter- und oberhalb des Grenzüberganges Hinterdittersbach Mäander in verschiedenen Stadien ausgebildet hat. Durch die Hochwasser im Jahre 2010 wurde diese Entwicklung fortgeschrieben.
Genauer gesagt handelt es sich in diesem Falle um Auenmäander, da der Fluss in einem breiten und flachen Tal Schlingen ausbildet, ohne das Tal selbst zu formen. Das Gegenstück dazu wären Talmäander, zu ihnen komme ich weiter unten.

Beginnen wir unsere kleine Tour unterhalb des Grenzüberganges und gehen dann aufwärts in Richtung Obere Schleuse.
Bereits hier begegnen uns erste markante Flussschleifen:

Kirnitzsch Bild 1

Danach folgt ein überwiegend gerader Flussabschnitt unterhalb der Rabensteine. Nach einem kleinen Waldstück öffnet sich erneut eine langgestreckte Talwiese, unterhalb der Darnsteinwände. Die erste Flussschleife ist noch in einem recht frühen Stadium ihrer Entwicklung, ihre Form erinnert an den griechischen Buchstaben Omega:

Kirnitzsch Bild 2
Stand 2008

Kirnitzsch Bild 2b - Stand 2010
Stand Herbst 2010: Die Ufer wurden durch das Hochwasser beschädigt und Material abgetragen. Die Landzunge im Hintergrund ist etwas schmaler geworden.

Kirnitzsch Bild 2c - Stand 2010
Hier kann man schön die Abtragung des Bodens durch den Fluss in einer Biegung erkennen. Am "Prallhang", wo das Wasser mit voller Wucht auftrifft, wurde viel Material weggeschwemmt und die Hänge sind steil und abrutschgefährdet. Links am "Gleithang" im Inneren der Biegung wurde dagegen wegen geringerer Fließgeschwindigkeit Material abgelagert.


An der zweiten Flussschlinge war die Entwicklung 2008 bereits weiter vorangeschritten, die Landzunge zwischen den beiden Armen war nur noch ganz schmal:

Kirnitzsch Bild 3
Stand 2008: Blick zu der dünnsten Stelle der Landzunge (von unterer Seite aus)

Kirnitzsch Bild 4
Von einem Standpunkt oberhalb der Schleife aus gesehen.

Kirnitzsch Bild 3b - Stand 2010
Stand Herbst 2010: Beim Hochwasser wurde die Landzunge durchbrochen und der Fluss nimmt nun einen kürzeren Weg.

Kirnitzsch Bild 4b - Stand 2010
Die Kirnitzsch fließt nun weiter vom Weg entfernt, die alte Flussschleife im Vordergrund wird zu einem "Altarm".


An der dritten Flussschleife war diese Entwicklungsstufe bereits 2008 erreicht, die Landzunge war durchbrochen und ein Altarm entstanden:

Kirnitzsch Bild 5
Stand 2008: unterer "Ausgang" des Altarms

Kirnitzsch Bild 6
Der Altarm von höherer Position aus gesehen, mit der Durchbruchstelle im Hintergrund.

Kirnitzsch Bild 5b - Stand 2010
Stand Herbst 2010: unterer "Ausgang" des Altarmes. Das Hochwasser hatte den Altarm zwar überschwemmt, aber es ist zu keinen gravierenden Veränderungen mehr gekommen.


Schematisch gesehen sieht das Ganze ungefähr so aus:

Skizze Mäanderbildung

Links erste Flussbiegungen, die zufällig im Flussverlauf entstehen. Der Pfeil gibt die Richtung an, in welcher der Fluss unter Abtragung von Material vorrückt. Dieses Stadium hat die Kirnitzsch unterhalb des Grenzüberganges und in etwas fortgeschrittener Form an der Schleife 1 erreicht.

Im mittleren Bild steht der Durchbruch dann kurz bevor. Entspricht Schleife 2 im Jahr 2008.

Rechts ist dann der Durchbruch geschehen, die alte Schleife bleibt als Altarm zurück. Schleife 2 im Herbst 2010 und im fortgeschritteneren Stadium Schleife 3.



Talmäander wirken im Gegensatz zu den Auenmäandern landschaftsbildend. Das heißt, neben der Ausbildung einer Flussschleife findet auch noch Abtragung von Gesteinsmaterial statt, wobei sich der Fluss immer tiefer in die Landschaft einschneidet. Dabei bleibt im Inneren der Schleife ein sogenannter "Umlaufberg" stehen. Ein Altarm kann nach dem Abschneiden vom Fluss allmählich trockenfallen.
Schöne Beispiele finden sich in Deutschland beispielsweise am Mittelrhein und an der Mosel.

Ich möchte jedoch ein Bild aus meiner vogtländischen Heimat hier einstellen, auch wenn die Definition eines Mäanders nicht punktgenau erfüllt wird - es handelt sich nur um eine einzelne Doppelschleife der Weißen Elster im Bereich der Stadt Elsterberg.

Blick vom Kriebelstein auf Elsterberg

Die Fließrichtung der Elster verläuft von links vorn nach rechts hinten. Auf dem kleinen Umlaufberg in Bildmitte befindet sich die Ruine der ehemaligen Burg. Im Hintergrund ist ein schön ausgebildeter Prallhang zu sehen.

Luftbild Elsterbogen

Luftaufnahme des Burgberges und des Elsterbogens. Durch Begradigungsmaßnahmen fließt die Elster hier nicht mehr direkt an den Prallhängen entlang, sondern mehr in Talmitte.

Link zum Satellitenbild (Google Maps)


Um zur Sächsischen Schweiz zurückzukehren: Ähnlich wie die Elster bildet auch die Elbe zwischen Bad Schandau und Pirna eine einzelne Doppelschlinge aus. Als entstehende Umlaufberge können hier der Lilienstein und die Gruppe Bärensteine/Rauenstein betrachtet werden.

Link zum Satellitenbild (Google Maps)

Auch Spiegel-Online veröffentlichte am 23.07.2012 einen kleinen Artikel zu diesem Phänomen. Betroffen ein Fluss in den USA, der Brazos River in Texas. (Link)